Johannes Girmindl

 

Johannes Girmindl

Die Moral ist eine Hure 04-09

 

Von Schlussstrichen und Silvester

Es gibt Anlässe die so etwas wie einen Schlussstrich darstellen, Scheidungen zum Beispiel, oder Silvester. Dann gibt es solche, die man dazu benutzt einen solchen zu ziehen. Scheidungen zum Beispiel, oder Silvester. Anlässe können also beliebig instrumentalisiert werden, genau so wie Schlussstriche zum Beispiel. Da vor allem Silvester; und das so gut wie jedes Jahr. Im hier vorliegenden Fall hätte das Silvester 2006 sein sollen. Im Herbst 2006 hätte 12 Songs outdoor der Öffentlichkeit präsentiert werden sollen, aufnahmetechnisch war das Album aber noch gar nicht einmal begonnen. Geschrieben wohl schon, die meisten Songs entstanden zeitgleich mit den Tracks von 12 Songs indoor im Herbst/Winter 2005.
Soviel also zu im Vorhinein geplanten Schlussstrichen. 12 Songs outdoor wurde dann im Oktober 2007 veröffentlicht und damit hätte ein solcher gezogen werden können. Wurde aber nicht.
Euphorisiert von 12 Songs outdoor, sollte schnellsten ein Nachfolger der ersten girmindl & angerstein-CD in Produktion gehen. Songs wurden geschrieben. Weiter geschah nichts. Punkt. Es kam nicht einmal zu gemeinsamen Proben oder Demos.
Ich beschloss Herrn Angerstein in die Internationalität zu entlassen und das geschriebene Material im Alleingang, die für mich produktivste, wenngleich nicht am meisten befriedigende Vorgehensweise, aufzunehmen. Als Bonus für diese CD hier. Das funktionierte ganz praktikabel & löste einen Schreibfluss aus, der zum Eigenbedarf-Album führte. Eigenbedarf war relativ laut (das lag natürlich auch an der Lautstärke in die man sein Endgerät justiert hatte) und rockig, gänzlich ohne akustischem Instrumentarium eingespielt. Bevor also ein Kapitel zu ende gehen konnte musste also ein Gegenstück her. Kontrasong war ein kritisches & vor allem akustisches Folkalbum, genau was ich wollte zum damaligen Zeitpunkt. …und Fichtl raucht war dann als Bluesalbum der logische Schlusspunkt dieser Trilogie. Ich konnte also nun endlich einen Schlussstrich ziehen.
Der eigentliche Grund für so einen Schlussstrich ist ja, dass man einen klaren Kopf bekommt. Frei für neue Gedanken ist, die in einigen Jahren zu einem weiteren Schlussstrich führen werden. Deswegen ist es auch wichtig diesen Schlussstrich konsequent zu ziehen. Tut man das nicht, so macht es keinen Sinn.
Eine Trilogie beschließt also diese Zeitspanne. Eine Trilogie hatte sie (fast) eröffnet. Die Anpassungsfabrik führte zu Kollaborateure und diese wiederum zu Vorhang. Letzterer harrt immer noch seiner “offiziellen” Veröffentlichung.
Der Chronologie verpflichtet: Der Rest ist Schweigen folgte diesem viel versprechenden Auftakt sowie ein Einstellen der Auftritte. War ich 2003/2004 regelmäßig und umtriebig konzertant unterwegs, so fallen in die Zeit von 2005 bis 2009 lediglich 4 Kurzauftritte (der längste dauerte keine 40 Minuten). Dieser Schlussstrich hier wird das ändern. Wenn sie diesen Tonträger in Händen halten, habe ich zumindest einen Auftritt schon bestritten, weitere sind schon fix geplant. Die hier vorliegende Auswahl ist versuchterweise eine repräsentative; grundsätzlich stehen die Alben für sich, ergeben auch so nur ausreichend Sinn. Doch wie schon eingangs erwähnt, stellt Die Moral ist eine Hure einen Schlussstrich dar, das Ende eines Abschnitts, die letzten Zeilen eines Kapitels. Damit beschließen wir selbiges mit dessen letzten Zeilen, die da lauten: fast wie Silvester.


                                                                                        Wien im April 2010


05/2010

 

Bis zum GehtNichtMehr
Ka Platz
Ganz woanders
Kollaborateure
Mittendrin
Eigenbedarf
Auf Kuba (weht ein andrer Wind)
Guter Rat (Gratis!)
Geduld
Long long gone
Ziag di aus
Sag i ned
Jawohl (Singleversion)
Heut fluacht er wieder
Nachtschicht
A Irrtum
Du + i
Am seidenen Faden
Wieder da
I denk immer nur an di

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